Blog der Physiotherapie Praxis Birgel / Reutlingen

Bringt Ihnen Massage was?

Frau läßt sich massieren

Sie kennen es bestimmt, das Gefühl einer wohltuenden Massage.

Nach einem anstrengenden Tag hinzuliegen und diesen angenehmen Druck zu spüren, der einem die harten Knoten löst, tut einfach unglaublich gut.

Gerade unsere älteren Patienten sehen uns Physiotherapeuten bestimmt auch deswegen noch immer gerne als reine Masseure an und denken, es gibt nur Massage als DIE einzige Behandlungsmethode.

Wenn ich ganz ehrlich bin, würde meine Physiotherapiepraxis in Reutlingen wahrscheinlich kein bisschen schlechter laufen wenn wir anstelle von gezielter Physiotherapie nur Knetmäuschen spielen und massieren würden.

Ganz im Gegenteil…

Ja, es gibt wirklich Patienten, die bei der Begrüßung schon fertig ausgezogen auf der Bank liegen, um uns deutlich klar zu machen, dass wir nur massieren sollen.

Natürlich nehme ich das den Leuten keineswegs krumm, denn als Laie bekommt man oftmals ein falsches Bild vermittelt und es ist nicht so einfach einzuordnen, was eine Massage bringt und wie sie sinnvoll eingesetzt wird.

Das sich eine Massage herrlich anfühlt ist kein Geheimnis, aber haben Sie sich schonmal gefragt, ob diese auch wirklich längerfristig etwas bringt?

…außer dieses süchtig machende Wohlgefühl?

Und muss sie stark sein und weh tun?

Zeit, genau diesen Fragen genauer auf den Grund zu gehen…

Die vielleicht wichtigste nachgewiesene Wirkung der Massage ist die Schmerzlinderung.

Diese wird hervorgerufen durch:

  • verbesserte Durchblutung
  • Förderung des Lymphabflusses
  • Ausschwemmung von Stoffwechselendprodukten, Schmerz- und Entzündungsstoffen,
    sowie der
  • Lösung von Bindegewebsverklebungen.

In gewisser Weiße überlagert sie sogar unsere Schmerzen, indem sie die Aktivität der Schmerzbahnen im Körper blockiert (Gate-Control-Prinzip).

Der größte schmerzhemmende Effekt zeigt sich dabei in den ersten 20 Minuten und währt für mindestens eine Stunde.

Auch bei Rückenschmerzen scheint die Massagetherapie eine sofortige leichte Verringerung der Symptome zu bringen.

Man muss hier aber professionell genau unterscheiden, wann eine Massage angebracht und wann sie zu vermeiden ist.

Ob es eine länger anhaltende Schmerzlinderung gibt, ist noch nicht ausreichend untersucht und wir müssen eher davon ausgehen, dass Massage kurzfristig Schmerzen lindern kann, längerfristig die Ursache aber fast nie wegnimmt.

Eine weitere interessante Wirkung von Massage ist, dass diese bei regelmäßiger Anwendung Ihren Blutdruck senken kann.

Ja, Massage senkt bei Gesunden und bei Bluthochdruckpatienten den Blutdruck nachhaltig (bis zu 12 mmHg) und kann zusätzlich die Atem- und Herzfrequenz verbessern.

Die Atemtiefe kann tiefer werden, die Atem- und Herzfrequenz wird verringert und Sie können sich vorstellen, dass dadurch auch die Psyche positiv beeinflusst wird.

Die Wissenschaft beantwortet die psychologisch beachtlichen Effekte einer Massage mit einer

  • Dämpfung des Sympathikus (aktivierender Teil des autonomen Nervensystems)
  • vermehrten Ausschüttung von Oxytocin (Wohlfühlhormon)
  • und Endorphinen (Glückshormone)
  • der Anhebung des Serotonin- und Dopaminspiegels,
    sowie
  • der Reduzierung von Kortisol,

wodurch neben der Schmerzlinderung auch dieses beliebte, spürbar psychische Wohlbefinden eintritt.

Nicht nur bei psychischen Krankheiten kann eine Massage Verbesserung bringen, sondern auch bei psychisch Gesunden brachte eine schwedische Studie an Sportstudenten spannende Erkenntnisse hervor:

Eine 30 minütige Massage führte zu einer deutlichen Stimmungsverbesserung und Verringerung von Angst, Spannung und Ärger, während alleinige Ruhe diesen Effekt nicht zeigte.

Da Sie nun die wichtigsten Wirkungen der Massage kennen, kommen wir nun zu einer weiteren Frage, die Sie sich vielleicht schon gestellt haben:

Wie oft sollte man eine Massage anwenden und wie lange und stark muss diese sein?

Zu dieser Frage gibt es nur wenig hilfreiche Forschungsergebnisse, da es bei all den Faktoren, die die Massagewirkung beeinflussen, kaum möglich ist, sicher zu beurteilen,
welche Häufigkeit und Dosierung am effektivsten ist.

Letztlich muss man sich hierbei auf wiederholte Angaben aus der Literatur und eher persönliche Erfahrungen verlassen.
Zusammengefasst gibt es folgende gute Hinweise und Empfehlungen:

1. Gut ist eine längere Massagebehandlung am ganzen Körper oder Rumpf mit moderater Intensität. (Leichte Intensitäten oder Massagen einzelner Körperteile haben eine geringere Wirkung).

Wenn Sie massiert werden, sollte dies keine kurze Streicheleinheit sein, genauso wenig muss eine Massage aber weh tun.

Es bringt nicht mehr, wenn Sie überstark ist (was so mancher Patient und Therapeut noch immer glaubt).

Sie soll moderat bis kräftig, aber angenehm sein.

2. Was die Häufigkeit und Dauer anbelangt, sollten die Behandlungen entweder

  • 1-mal wöchentlich 60 min oder
  • 2 bis 3-mal wöchentlich über 30 min durchgeführt werden.

Im Gesamten betrachtet bin ich der Meinung, dass Sie sich die Wirkung regelmäßiger Massagen, mit all den beschriebenen Effekten, nicht entgehen lassen sollten.

Seien Sie sich bewusst, dass man sich nicht alle Schmerzen und Sorgen mal kurz wegmassieren lassen kann.

Eine Massage kann Ihre Gesundheit nicht auf Knopfdruck verbessern.

Sehen Sie es viel mehr, wie ein guter Physiotherapeut:

Massage ist nicht der alleinige Heilsbringer, tut aber enorm gut und ist EINE wirksame Behandlungsform, die regelmäßig angewendet, Ihre Gesundheit merklich verbessern kann.