Blog der Physiotherapie Praxis Birgel / Reutlingen

Der Meniskus macht fast alle Knieschmerzen

Mann mit Knieschmerzen sitzt auf einer Bank

Es gibt wie bei allen Gelenken auch in Ihrem Kniegelenk sehr viele Strukturen, die einen Schmerz auslösen können.

In diesem Artikel schreibe ich über eine ganz bestimmte Struktur, welche mit großem Abstand am häufigsten Knieschmerzen verursacht und vielleicht auch bei Ihnen schon so manche Probleme hervorgebracht hat:

Der Meniskus.

Bei etwa 9 von 10 Patienten, die mit einer Knie-Problematik in unsere Physiotherapiepraxis nach Reutlingen kommen, liegt ein Meniskusriss vor, der für so lange Arbeits- oder Sportpausen sorgen kann, dass einem selbst die spannendsten TV-Serien irgendwann zum Hals raushängen.

Ich halte es deshalb für ziemlich wichtig, dass Sie um die neueste Forschung wissen und diese gleich anwenden können.

Immerhin haben Sie pro Kniegelenk nur einen Meniskus, der auch bei Ihnen seine Funktion einwandfrei erfüllen soll und am besten ein Leben lang für eine optimale Kniegesundheit sorgt.

Es macht einfach viel mehr Spaß, wenn man lange Strecken zurücklegen kann, ganz ohne, dass man ständig anhalten muss und wie verzweifelt eine Schmerztablette nach der anderen einwirft.

Ist es nicht ein viel besseres Gefühl, wenn man jede Treppe mit Leichtigkeit besteigt und all die Dinge ohne Schmerz tun kann, die einem das Leben versüßen?

Städte anschauen, mit den Enkeln spielen oder im Park spazieren gehen?

Also legen wir los und begeben uns auf eine informative Reise in die Tiefen des Kniegelenks…

Funktion und Bauweise des Meniskus

Der Meniskus ist eine aus Faserknorpel bestehende Zwischenscheibe, die als Stoßdämpfer fungiert und dafür sorgt, dass die knöcherne Fläche des Ober- und Unterschenkels als Gelenk zusammenpasst.

Als weitere wichtige Funktion gleitet er während der Streck- und Beugebewegung ca. ein bis zwei Zentimeter vor und zurück und gewährleistet, dass unser Kniegelenk stabil geführt läuft.

Anatomisch wird der Meniskus in einen vorderen Teil (Vorderhorn), einen hinteren Teil (Hinterhorn), sowie in einen inneren Bereich (Innenmeniskus) und äußeren Bereich (Außenmeniskus) eingeteilt.

Dazu ziehen sich von außen nach innen durch die gesamte Scheibe drei Zonen, die unterschiedlich stark durchblutet und nervlich versorgt werden:

  • Rote Zone = viel durchblutet und viele Nervenfasern
  • Rot-weiße Zone = mittelmäßig durchblutet und mittelmäßig viele Nervenfasern
  • Weiß-weiße Zone = kaum durchblutet und wenige Nervenfasern
Schematische Darstellung des Miniskus
So sieht der Meniskus aus, wenn Sie von oben in Ihr Kniegelenk durchsehen würden.

Ursachen und Arten von Meniskusverletzungen

Die zwei Hauptverletzungen am Meniskus haben beide mit Rissen zu tun:

  • Bei jüngeren Menschen unter 35 Jahren muss ein ernsthaftes Trauma einhergehen, das dann fast immer den Innenmeniskus vertikal einreisen lässt (vertikaler Riss).

Dabei können verschiedene Formen entstehen und im schlimmsten Fall sogar ein ganzer Lappen abreisen.

  • Bei Erwachsenen, die über 35 Jahre alt sind, reichen schon kleinste Bagatelltraumen aus, die dann meistens einen horizontalen Riss im Außenmeniskus zur Folge haben.

Ab diesem Alter muss also kein großes Trauma vorliegen und man spricht von einer degenerativen Ursache.
Ein Miktrotrauma (falscher Schritt oder ungünstig gelegener Kieselstein) lässt den bereits vorgeschädigten Meniskus nur noch akuter einreißen.

Diagnose, Symptome und Heilung

Relativ sicher feststellen kann man einen Riss mit Tests aus der manuellen Therapie, die man dann später bei Bedarf mit Bildgebung (MRT, Ultraschall) noch genauer bestätigen kann.

Die bildgebenden Verfahren sind aber nicht immer einhundertprozentig genau und ich halte sie erst für notwendig, wenn es mit der Physiotherapie nicht vorangeht.

Mit älteren MRT-Geräten lassen sich z. B. bis zu 50 % aller Risse nicht erkennen.

Wie sieht es mit den Symptomen aus?

Typisch für Meniskusverletzungen sind oftmals Bewegungseinschränkungen, Blockierungen und manchmal ein Klickgeräusch, das bei Kniebeugen oder Drehbewegungen zu hören ist und auch schmerzhaft sein kann.

Als weiteres wichtiges Symptom lassen sich Schwellungen beobachten, die unterschiedlich ausgeprägt hervortreten. Je nach Größe werden sie als Mini- , Medi- oder Maxierguss bezeichnet.

Ein Mini-Erguss ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen, kann mit einem speziellen Test durch uns Therapeuten allerdings gut identifiziert werden und dazu beitragen, auf ein Meniskusproblem zu schließen.

Interessant ist, dass die Symptome und die Heilung sehr unterschiedlich ausfallen können.

  • Haben Sie eine Verletzung in der inneren, wenig durchbluteten Zone, spüren Sie kaum bis gar keine Schmerzen, haben aber gleichzeitig leider schlechtere Chancen auf eine komplette Heilung.

Tatsächlich kann es sein, dass Betroffene dann sogar nie wieder ganz schmerzfrei werden und ein Riss für immer bleibt.

  • Ist ein Riss in der durchbluteten, äußeren Zone, können die Schmerzen hingegen stark und stechend sein, dafür sind die Heilungschancen ziemlich gut und ein Riss kann innerhalb von 12 Wochen wieder zusammenwachsen.

Was Sie zu Hause tun können

Haben Sie Knieschmerzen und den Verdacht auf ein Meniskusproblem, können Sie folgendes sofort anwenden:

  • Knie schonen und nicht zu stark belasten
    • Keine tiefe Kniebeugen und keine Drehbewegungen für 12 Wochen, in der Hoffnung, dass der Riss wieder ausheilt. Normales Gehen ist erlaubt.
  • Knie kühlen und hochlagern (Schwellung und Entzündung entgegenwirken)
  • Schmerztabletten nach Arztabsprache
  • Oklussionsverband

Weitere Übungen sollten Sie erst mit uns Physiotherapeuten nach einer genauen Befunderhebung festlegen, da pauschale Empfehlungen nach hinten losgehen und unnötig provozieren könnten.

Welche Physiotherapie wirken kann

Wenn wir einen Meniskusriss in Betracht ziehen und Ihr Knie genau unter die Lupe genommen haben, behandeln wir in unserer Physiotherapie in Reutlingen mit folgenden Methoden:

  • Weichteiltechniken (Massage, Querdehnungen)
  • Meniskusmobilisation (Dehnung der Meniskuskapseln, um das Gleiten des Meniskus zu verbessern)
  • Bei nicht mehr akutem Schmerz können Koordinations- und Kräftigungsübungen das Kniegelenk stabiler machen und die Funktion verbessern
  • Je nach Beinachse können Einlagen eine Entlastung von bis zu 30 % bewirken
  • In manchen Fällen kann eine Kniebandage schmerzlindernd und stabiliserend wirken
    (ein möglicher Muskelabbau ist wiederlegt und wenn die Bandage hilft, können Sie diese ruhig sogar über mehrere Stunden tragen)

Außerdem besprechen wir die richtige sportliche Belastung, sowie eine optimale Ernährung.

Eine Nahrungsergänzung mit hochdosierten Glucosaminen, Chondroitin und Hylauronsäure kann nachgewiesen den Knorpel etwas aufbauen.
Es gibt positive Studienergebnisse und gute Erfahrungsberichte über deren Wirkung.

Wir empfehlen gerne die Superflex 6 Tabletten von Newton-Everett Biotech.

Wenn die Behandlung mit Physiotherapie, Manueller Therapie und Krankengymnastik keine ausreichende Verbesserung bringt, kann eine OP sinnvoll sein.

Bei über 30 Jährigen macht meiner Einschätzung nach, ein Nähen des Meniskus keinen Sinn mehr. Generell schneiden Meniskus-OPs sowieso weniger gut ab und die Chance auf eine Besserung liegt bei ca. 50 Prozent.

Eine interessante Studie mit zwei Gruppen, brachte hierzu erstaunliche Ergebnisse ans Licht:

  • Eine Gruppe wurde am Meniskus operiert, die andere Gruppe wurde schein-operiert, d. h. diese wurde nicht wirklich operiert, sondern man hat eine OP nur vorgespielt.

Sehr spannend ist, dass die Schein-OP-Gruppe nach mehreren Monaten hinsichtlich Schmerz und Funktion sogar besser abgeschnitten hatte, als die echte OP-Gruppe.

Überlegen Sie sich also ganz genau, ob Ihnen eine OP sinnvoll erscheint.
Häufig schneidet eine konservative Behandlung besser ab und eine OP ist erst dann einen Versuch wert, wenn Sie über einen längeren Zeitraum keinen Fortschritt mit Physiotherapie erzielen.

Vorbeugung von Meniskusrissen

Um Risse vorzubeugen und Ihren Meniskus gesund zu erhalten, empfehle ich die folgenden Punkte:

  • Vermeidung von Übergewicht
  • ausdauernde Belastung (walken, joggen, Fahrradfahren, schwimmen)
  • Koordinations- und Krafttraining (Ganzkörpertraining)
  • ausgewogene Ernährung (wichtig für eine gute Knorpelversorgung sind z. B. hochwertige Fette)
  • positive Gedanken und Lebenshaltung

Ihr Knorpelgewebe und der Meniskus werden in erster Linie über Druck und Zug versorgt, was bedeutet, dass diese nicht zu wenig und nicht zu viel belastet werden dürfen.

Zu wenig Belastung lässt das Gewebe verkümmern und zu häufige, intensive Belastungen können zu Mikrorissen und vorzeitigem Verschleiß führen.

Die Wahrheit liegt also wie so oft in der Mitte, die man mit gesundem Menschenverstand und einem guten Körpergefühl gut spüren kann.