Blog der Physiotherapie Praxis Birgel / Reutlingen

Die 5 wichtigsten Faktoren für Rückenschmerz

Modell der Wirbelsäule

Haben Sie sich schon mal gefragt, warum so viele Leute Rückenschmerzen haben?

Das wäre gut, denn es ist kein Fehler, wenn Sie sich über Ihre Gesundheit Gedanken machen, noch bevor sich diese bei Ihnen meldet.

Ich möchte Sie dabei unterstützen und Ihnen in dieser Mail die 5 wichtigsten Faktoren aufzählen, die nachgewiesen eine häufige Ursache für Schmerzen in der Lendenwirbelsäule sind.

All diese 5 Faktoren haben einen Einfluss darauf, ob ein Mensch Schmerzen am Rücken entwickelt und wie sich diese genau auswirken.

Faktor 1: Mechanische Kräfte

Häufig werden Schmerzen in der Lendenwirbelsäule von der Bandscheibe ausgelöst.

Ob diese verletzt wird und einen Riss oder Bandscheibenvorfall bildet, hängt in großem Ausmaß von der mechanischen Belastung ab, die sie kurzfristig erfährt.

So kann sie zwar viel Belastung abfangen, die langsam einwirkt, jedoch führen starke, akut einwirkende Kräfte oder häufig wiederholende Belastungen (Dehnung oder Kompression) oft zu Verletzungen.

Dabei spielt besonders das Ausmaß des Gewichtes, sowie die Hebelverhältnisse eine entscheidende Rolle, denn es ist viel schwieriger für Ihren Rücken, wenn Sie ein hohes Gewicht mit einem langen Hebel anheben, anstatt rückengerecht mit kürzerem Hebel
(in die Knie gehen, nah am Körper).

Beispiele hoher Belastung für Ihre Bandscheibe:

  • Drehen im Bett (0,7 – 0,8 Mpa = Druck in der Bandscheibe)
  • gebeugte Haltung im Stehen (1,1 Mpa)
  • Vom Sitzen aufstehen (1,1 Mpa)
  • Heben 20kg, 60cm vor Körper (1,8 Mpa)

Im Vergleich dazu hat das Liegen auf dem Rücken eine sehr niedrige Belastung (0,1 Mpa), kann aber trotzdem weh tun und man sollte auf keinen Fall ständig liegen.

Sehr interessant ist übrigens, dass Übergewicht nach aktuellen Erkenntnissen wahrscheinlich
keinen Einfluss auf Rückenschmerzen hat.

Faktor 2: chemische Veränderung der Bandscheibe

Der zweite Faktor, der Ihren Lendenwirbelbereich anfällig machen kann, hängt mit einer chemischen Veränderung in Ihrer Bandscheibe zusammen.

So kann schon eine kleine Bandscheibenverletzung, die manchmal kaum wahrnehmbar ist, mehrere chemische Prozesse in Gang setzen, die vor allem chronische Schmerzen hervorrufen können.

Zuerst kommt es zu einer Entzündung mit Ausschüttung einer „chemischen Suppe“, die dann später dazu führt, dass Sie sensibler auf Schmerz reagieren.

Der Grund hierfür ist, dass sich bei längerem Entzündungsgeschehen Ihre Schmerzrezeptoren
vergrößern (periphere Sensibilisierung) und sich später sogar Ihr Rückenmark und Gehirn so umbauen kann (zentrale Sensibilisierung), dass eine normale Bewegung, ein Wattebausch oder sogar schon die Raumtemperatur, die etwas höher als Ihre Körpertemperatur liegt, starke Schmerzen auslöst.

Diese Schmerz-Sensibilisierung tritt ein, wenn Sie für längere Zeit Schmerzen erfahren und auch genau aus diesem Grund ist es sinnvoll, wenn Sie gleich von Beginn zu Entzündungshemmern greifen und diese nicht verneinen.

Faktor 3: Ernährung der Bandscheibe

Wenn Ihre Bandscheibe schlecht ernährt wird, also Sie Ihr zu wenig Abwechslung zwischen Wasser ansaugen und auspressen geben, kann es zu Problemen kommen, die Schmerzen verursachen.

Was Sie dagegen tun können und wie Sie Ihre Bandscheibe richtig ernähren, beschreibe ich weiter unten in dieser Mail.

Faktor 4: Genetik

Aus vielen Studien, die eineiige Zwillinge untersucht haben, wissen wir in der modernen Medizin, dass es definitiv Verbindungen zwischen der Genetik und Rückenschmerzen gibt.

Gleich mehrere Studien, die zwischen 1995 und 2004 durchgeführt wurden, zeigen, dass ca. 60 % aller Rückenschmerzen genetisch beeinflusst sind.

Vor allem chronische Rückenschmerzen sind sehr wahrscheinlich die Folge einer gewissen genetischen Anfälligkeit.

Auch das verblüffende Ergebnis einer Untersuchung von Varlotta et. Al, 1991 bestätigt diese Annahme:

Das Risiko einen Bandscheibenvorfalls vor dem Alter von 21 zu bekommen, ist 5 Mal höher bei Patienten, die eine familiäre Vorbelastung aufweisen.

Faktor 5: Psychologischer und sozialer Einfluss

Ja, es ist kein Irrtum, wenn Sie glauben, dass Ihre Psyche und Ihr soziales Umfeld einen gewissen Einfluss auf Ihre Rückengesundheit haben.

Ein guter Physiotherapeut weiß, dass die Angst einer der größten Faktoren für die Begünstigung chronischer Rückenschmerzen ist und leider auch in unserer Gesellschaft nicht gerade optimale Denkweisen über den Rückenschmerz verbreitet sind.

Ich bin sogar der Meinung, dass Rückenschulen die Rückenschmerzen zu einer Krankheit gemacht haben!

Es ist zwar gut gemeint, wenn man etwas für seinen Rücken macht, der Grad zur Angst und Übertreibung ist aber schmal.

Je ernster wir mit dem Rückenschmerz umgehen, desto schlimmer wird er häufig.

Verstehen Sie mich nicht falsch, aber generell ist Rückenschmerz gutartig, selbstlimitierend und geht in enorm vielen Fällen (bis zu 90 %) innerhalb von sechs Wochen wieder von alleine weg.

Wenn man es genau nimmt, müssten wir zu einer Rückenschule also auch eine Erkältungsschule, Grippeschule oder laufende-Nase-Schulen gründen.

Sie können vorbeugen und Sport für Ihre gesamten Körper machen, nur für Ihren Rücken alleine zu trainieren, beschwört aber häufig eine Gewisse Angst herauf und begünstigt sogar das Eintreten von Schmerzen.

Was können Sie nun wirklich tun, um die Chance auf Rückenprobleme zu verringern?

Als erstes sollten Sie sich bewusst machen, dass es kein Drama ist, wenn Sie mal ein Leiden am Rücken bekommen.

Es kann jeden treffen und die Heilungsrate ist sehr hoch, weshalb Sie ganz beruhigt und entspannt bleiben sollten.

Als nächstes empfehle ich ich Ihnen die folgenden Maßnahmen und Aktivitäten dauerhaft in Ihren Alltag zu integrieren:

Ein Training, welches die Muskulatur am ganzen Körper stärkt und zu einer guten Bewegungskontrolle (Stabilität und Koordination) führt.

Ausdauertraining (stärkt nicht nur Herz-Kreislauf, sondern regt auch den Stoffwechsel in Ihren Bandscheiben an)

  • gleichmäßige, ausdauernde und pumpende Bewegungen haben sogar etwas besser abgeschnitten als ein Krafttraining und sind besonders wichtig für einen schmerzfreien Rücken.

Jede 30 Minuten die Haltung zu ändern ist sehr gesund und wichtig

richtiges Stress-Management (manche Leute haben zu viel Stress, viele aber auch zu wenig. Wichtig ist, dass Sie nicht zu viel Negativstress und nicht zu wenig Positivstress haben)

Psychische Fitness beachten (alle Lebensbereiche in Ordnung halten und gute soziale Kontakte und Beziehungen pflegen)

Massagen, Sauna, Meditation und Atemübungen können regelmäßig angewendet, ebenfalls eine positive Wirkung haben.